Plexuskinder e.V. : Informationen, Ratschläge, Unterstützung für Menschen mit einer Plexusparese
Plexuskinder e.V. : Informationen, Ratschläge, Unterstützung für Menschen mit einer Plexusparese

Sportler mit einer Plexusparese: Jan Wiedemann

Paracyclist (Behindertenradsportler)

Ein Arm, zwei Arm, ganz egal, wir sind alle Menschen.

Jan Wiedemann, Paracyclist

Jan ist 50 Jahre alt und wohnt in Thüringen. Mit 27 hatte er einen schweren Motorradunfall und lebt seitdem mit einer Plexusparese am linken Arm. Er wurde mehrfach operiert, eine Nervenrekonstruktion war leider nicht erfolgreich. Jan musst umschulen, er wollte als LKW Fahrer Europa sehen, heute ist er Mediendesigner.

Wie sieht dein Alltag mit der Plexusparese aus?
Ich fühle mich im Alltag in keiner Weise beeinträchtigt und fühle mich auch nicht behindert. Ich überlege, wie ich etwas machen kann und hole mir Hilfe wenn ich eine Leiter brauche oder etwas Schweres tragen muss. Ich bin weitestgehend schmerzfrei, spüre den Arm aber wenn das Wetter umschwingt oder wenn ich krank werde. Ich muss auch auf den betroffene Arm besonders aufpassen, er ist empfindlich bei Regen, Kälte oder Sonne.

Wie bist Du zum Paracycling gekommen?
Ich habe eine Sport gesucht, der mich fordert mit Zielen, die ich auch erreichen kann. Der Sport ist die Rettung gewesen. Ich habe recherchiert, mir ein umgebautes Rad ausgeliehen und Kontakt zu anderen Menschen mit Behinderung gesucht, nach dem Umbau und Tipps gefragt.

Ich bin zunächst Mountainbike gefahren, aber das war mit dann zu holprig und gefährlich und bin dann auf die Straße umgestiegen.

Ich hätte die Möglichkeit gehabt in den paralympischen Bereich einzusteigen, habe mich aber dann für das Familienleben und den Breitensport entschieden und starte dort meistens als „normaler“ Sportler. Ich trainiere 8-10 Stunden pro Woche und fahre am Wochenende zu Veranstaltungen. Dieses Jahr ist unter anderem die Internationale Friedensfahrt von Chemnitz nach Prag und zurück geplant. https://peace-ride.com/.

In 2021 bin ich bei der Tour de Kleiber gestartet und bin 600 Kilometer für einen guten Zweck gefahren

Ich könnte mir auch eine gemeinsame Aktion mit Plexuskinder e.V. vorstellen.

Wie wurde den Rad umgebaut? Wo können Betroffene und ihre Familien mehr hierzu erfahren? Wer zahlt den Umbau?

Der Fahrradumbau ist in dem Video ganz gut erklärt
Ich habe mir bei meinem Umbau alles selbst ausgedacht. Mein Vater hat mir anfänglich bei der Umsetzung geholfen.

Finanziell hatte ich diesbezüglich keine Unterstützung, aber der Umbau war nicht so kostenintensiv.

Ein Fahrrad ist leicht und mit wenig Aufwand auf „Einhand“ umbaubar.

Mit dem Rad unterwegs zu sein, bedeutet für mich auch ein Plus an Mobilität und Freiheit.

Wie reagieren andere Menschen auf deine Plexusparese?
Viele realisieren erst, dass bei mir etwas anders ist wenn sie mir etwas in die Hand geben wollen.
Kinder fragen sehr interessiert und mein vierjähriger Sohn möchte es ihnen immer stolz erklären. Ich komme klar und er merkt das. Ich finde es wichtig, offen damit umzugehen.

Hast Du eine Botschaft für Betroffene Kinder und ihre Familien?
Ich sehe den Unfall als Schicksal, wenn ich ihn nicht gehabt hätte, hätte ich all das was ich jetzt habe nicht. Ich finde es wichtig den Arm in den Alltag einzubauen, Kinder nicht bemitleiden oder ihnen alles abnehmen. Die Eigenverantwortung stärken und bei Bedarf Hilfe holen. Schnupperangebote und Kurse nutzen und einen Sport suchen der Spaß macht.

Ein Arm, zwei Arm, ganz egal, wir sind alle Menschen.

Wir planen in Zukunft Treffen mit einem sportlichen Ausrichtung
Da bin ich gerne dabei wenn es zeitlich möglich ist.

Bilder: Jan Wiedemann